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Testbericht: STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE – Ein Fall für zwei

STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE

STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 04.10.2024

Vor rund zwei Jahren hat STRYMON mit dem BIGSKY begonnen, sukzessive das hauseigene Portfolio an Effektpedalen zu virtualisieren und als Plugins in der DAW verfügbar zu machen. Nachdem im vergangenen Jahr DECO dran war, folgen nun die zwei Delay-Effekte DIG und EL CAPISTAN, die sowohl einzeln erhältlich sind als auch zusammen im sogenannten ECHO PLUGIN BUNDLE. Wir haben die beiden einfach mal eine Vorladung zum Test zugestellt.


Echolokation

DIG und EL CAPISTAN sind 64-Bit-Plugins, die mindestens WINDOWS 10 oder macOS MONTEREY 12.7 zum Betrieb benötigen. Beim Prozessor sollte es schon eine i5-CPU oder gerne auch etwas Schnelleres sein, auch APPLE SILICON werden unterstützt.

Der zum Test verwendete Host-Rechner in meinem Studio läuft nach wie vor mit einem i7-4790K (4 x 4,0 GHz), besitzt 16 GB RAM und hat WINDOWS 10 installiert. Auch mehr als zwei Dutzend gleichzeitig geladene Instanzen beider Plugins verursachten keine nennenswerte Auslastung des Rechners.

Als Plugin-Formate werden VST3 und AAX sowie zusätzlich AU für macOS angeboten, ich habe hier jedoch ausschließlich die VST3-Version getestet.

Im Installationsprogramm für WINDOWS kann man die Verzeichnispfade für VST3 und AAX zwar frei definieren, allerdings keines der beiden Formate abwählen, sodass das zumindest für mich unbrauchbare AAX-Plugin ebenfalls installiert wird und dann gegebenenfalls von Hand wieder aus dem entsprechenden Unterverzeichnis in „C:\Program Files\Common Files“ manuell gelöscht werden muss (hier am einfachsten den den Ordner namens „Avid“ inklusive aller darin enthaltenen Unterverzeichnisse löschen, sofern man kein PRO TOOLS verwendet, benötigt man nichts davon).

Auch das ECHO PLUGIN BUNDLE bzw. die darin enthaltenen Plugins verwenden den berühmt-berüchtigten ILOK-Kopierschutz, sodass, falls bisher nicht vorhanden, sowohl ein ILOK-Account angelegt als auch die dazugehörige LICENSE MANAGER-Software auf dem Host-Rechner installiert werden muss.

Ich lese im Netz immer wieder mal von einzelnen Anwendern, die negative Erfahrungen mit dem ILOK-System haben oder es komplett meiden, ich persönlich habe jedoch in all den Jahren, in denen ich dieser Kopierschutz bei mir zum Einsatz kam, niemals irgendwelche Probleme gehabt (schnell auf Holz klopfen…).

STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE – ILOK-Optionen

Während man beim BIGSKY-Plugin nur die Wahl zwischen ILOK-Cloud oder -Dongle (ab Version 2) hat, erlaubt STRYMON beim ECHO PLUGIN BUNDLE auch eine rechnergebundene Aktivierung der Lizenz. Das ist auf jeden Fall schon mal ein großer Vorteil, weil man sich so den Kauf eines zusätzlichen USB-Dongles spart und vor allem der Host-Rechner nun nicht mehr eine permanente Online-Verbindung erfordert, wie es bei cloudbasiertem ILOK notwendig ist.

Letzteres ist für mich persönlich überhaupt keine akzeptable Option und war auch der Grund, warum ich mir für BIGSKY sowie für einige UAD-Plugins extra noch einen ILOK 2-Dongle besorgt habe (bekommt man gebraucht bisweilen schon für etwa 20,- Euronen). Und da ich den nun schon mal hier habe, landeten die Lizenzen von DIG und EL CAPISTAN bei mir ebenfalls darauf, auch wenn es nun nicht mehr nicht zwingend notwendig ist.

Bevor wir uns gleich die Plugins im Einzelnen anschauen, seien zunächst noch einige Gemeinsamkeiten genannt, die sich bei beiden wiederfinden, nämlich die Optionen in der Toolbar am oberen Rand der Bedienoberfläche.

Klangbeispiel STRYMON DIG – Drumloop

Hier finden sich auf der linken Seite zwei Regler nebst simulierten LED-Ketten zur Einstellung von Eingangs- und Ausgangspegel, sehr praktisch für ein korrektes Gain Staging.

Auf der rechten Seite existieren drei durch Symbole dargestellte Schaltflächen. Das Auge steht dabei für die Sichtbarkeit der Zahlenwerte, die über jedem Parameter eingeblendet werden können. Man hat hier die Wahl zwischen einer permanente, einer momentanen (nur bei Verweilen des Mauszeigers über dem jeweiligen Parameter) sowie einer deaktivierten Anzeige, also wie bei den Hardware-Pendants, die ja auch ohne auskommen müssen. Praktisch: Ein Doppelklick auf diese Zahlenwerte eröffnet die Eingabemöglichkeit von Parameterwerten mittels Computertastatur.

Übrigens, ein Doppelklick auf einen der Drehregler setzt diesen auf einen Standardwert zurück, der für mich allerdings nicht immer nachvollziehbar ist, denn statt der bei einigen Reglern sinnvolleren neutralen Stellung werden hier von STRYMON willkürlich ausgewählte Werte eingestellt.

Im Gegensatz zum BIGSKY ist bei den Delay-Plugins keine Steuerung von Reglern via Mausrad vorgesehen. Auch über MIDI kann man die Regler nicht direkt kontrollieren, dies lässt sich aber gegebenenfalls mit den Bordmitteln der jeweiligen DAW kompensieren.

STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE – Help-Window

Ein Klick auf das Fragezeichen blendet das HELP WINDOW ein, ein halbtransparentes Hilfefenster im unteren Bereich der Bedienoberfläche, das erklärende Hinweise zu jeweils dem Parameter anzeigt, über dem sich gerade der Mauszeiger befindet. Sehr praktisch.

STRYMON ECHO PLUGIN BUNDLE – Settings

Das Zahnrad-Symbol öffnet schließlich das Settings-Menü mit drei Tabs. ABOUT zeigt die aktuelle Versionsnummer des Plugins an und bietet direkte Links zu STRYMON’s Online Support und zur Produktwebseite.

Bei SETTINGS lässt sich erneut die Sichtbarkeit der numerischen Werteanzeige ändern, im Gegensatz zum Auge-Symbol in der Toolbar gelten die hier vorgenommenen Einstellungen aber global für alle Plugin-Instanzen und nicht nur für die jeweils aktive. Auch die Größe der Bedienoberfläche lässt sich in diesem Tab in vier Stufen festlegen. Nur bei DIG hat man noch zusätzlich die Wahl zwischen zwei verschiedenen Farbschemata für das GUI (pink und schwarz).

SUPPORT INFO listet einige Daten auf, die bei Problemen und einer daraus resultierenden Kontaktaufnahme zum Support eventuell hilfreich sein könnten, etwa Plugin-Version, Computerausstattung und Betriebssystem, verwendete DAW etc. Diese Daten lassen sich dann mit einem Klick in die Zwischenablage befördern.

Gegenüber dem BIGSKY-Plugin habe ich zwei Dinge in den Toolbars von DIG und EL CAPISTAN vermisst.

Zum einen ist dies eine integrierte Preset-Verwaltung. Beide Plugins bringen zwar diverse Presets mit, und zwar jeweils separate für die Verwendung in Insert-Wegen und in Send-Wegen, doch STRYMON verlässt sich hierbei auf die integrierte Preset-Verwaltung der jeweiligen DAW, und das kann funktionieren, muss es aber nicht.

Ich habe dies mit allen DAW-Programmen getestet, die auf meinem Host-Rechner verfügbar waren: In CUBASE 12 funktionierte dies wie gewünscht, in REAPER ebenfalls, in STUDIO ONE 6 wurden zunächst keine Presets angezeigt, ließen sich aber zumindest noch nachträglich importieren, in MIXCRAFT 10 hingegen klappte auch dies nicht, sondern wurde mit einer Fehlermeldung quittiert und in EXT64 gab es überhaupt keinen Zugriff auf das Preset-Menü. Mit einem plugin-internen Preset-Manager könnte man derlei Unstimmigkeiten sehr leicht aus dem Wege gehen.

Die PDF-Manuale beider Plugins beziehen sich übrigens auf die Preset-Verwaltung in LIVE, LOGIC und PROTOOLS, dort sollte das dann also ebenfalls funktionieren.

Des Weiteren gibt es keinen dedizierten Bypass-Schalter. Auch dies lässt sich natürlich über die entsprechende Funktion innerhalb der DAW ersetzen, aber nicht immer ist das so komfortabel gelöst wie etwa bei CUBASE und STUDIO ONE und dann bisweilen mit längeren Mauswegen verbunden. Intern verfügen die Plugins übrigens durchaus über eine Bypass-Funktion, denn diese taucht in der Liste der automatisierbaren Parametern auf und funktioniert hier auch genau, wie erwartet.


Can you DIG it…?

Der Name DIG weist schon darauf hin, dass STRYMON hier ein digitales Delay nachzubilden versucht. Jeder, der sich nicht die Hose mit der Kneifzange anzieht, weiß natürlich, dass letztendlich ALLE Delay-Plugins digital sind. Hier geht es aber vielmehr um das klangliche Verhalten, das sich deutlich von dem analoger Tape-Delays oder Bucket-Brigade-Delays unterscheidet (die in Pluginform ja ebenfalls nur aus digitalem Code bestehen). Mal abgesehen davon hat dieses Plugin einfach nur seinen Namen vom älteren Hardware-Pendant übernommen.

STRYMON DIG – Farbschema Black

DIG vereint gleich zwei Delay-Einheiten unter einer Haube, die sowohl Mono- als auch Stereosignale verarbeiten und in drei verschiedenen Konfigurationen zusammenarbeiten können, auswählbar über Schalter im oberen Bereich des Plugins.

SERIES bildet eine serielle Verknüpfung, bei der das von DELAY 2 verzögerte Ausgangssignal in den Eingang von DELAY 1 geleitet wird.

PING PONG erzeugt die typischen im Stereofeld hin und her springenden Wiederholungen, bei reinen Mono-Kanälen werden die Ausgangssignale von DELAY 1 und 2 mittig wiedergegeben, was somit dem Ergebnis der vorgenannten SERIES-Konfiguration entspricht.

In der Konfiguration PARALLEL arbeiten beide Delay-Einheiten unabhängig voneinander, wobei DELAY 1 den linken und DELAY 2 den rechten Stereokanal bearbeitet, bei reinen Mono-Kanälen werden auch hier wieder beide Ausgangssignale mittig summiert.

Direkt daneben stehen ebenso viele Modi, die unterschiedliche Typen von Digital-Delays nachahmen, zur Auswahl bereit: 24/96 stellt ein modernes Digital-Delay mit sauberem, ungefärbten Klang dar (interne Auflösung und Sampling-Rate betragen hier tatsächlich 24 Bit und 96 kHz).

ADM (kurz für „Adaptive Delta Modulation“) orientiert sich am Klang digitaler Delays aus den frühen Achtzigern und färbt das Audiomaterial deutlich, insbesondere bei steigender Dynamik des Eingangssignals.

12 BIT schließlich bildet den etwas dunkleren und wärmeren Klang von 12-Bit-Konvertern nach, wie sie Mitte der Achtziger gebräuchlich waren.

Ebenfalls im oberen Bereich finden wir noch drei Drehregler für MOD, TONE und DRY LEVEL. MOD regelt für beide Delay-Einheiten gleichzeitig die Intensität, mit der die Echo-Wiederholungen moduliert werden können. Diese Modulation wirkt auch bei höheren Werten eher subtil als plakativ und erzeugt einen chorusartigen Effekt.

Der TONE-Regler arbeitet bipolar, in der 12-Uhr-Stellung hat er keine Auswirkungen, gegen den Uhrzeigersinn gedreht, kommt ein Tiefpassfilter zum Einsatz und mit dem Uhrzeigersinn ein Hochpassfilter.

An dieser Stelle zwei kleine Verbesserungsvorschläge meinerseits: Der Wertebereich dieses Reglers reicht von 0 (Maximalwert des Tiefpassfilters) bis 255 (Maximalwert des Hochpassfilters), wobei die neutrale Mittelstellung 128 beträgt. Hier wäre sinnvoller, wenn die Mittelstellung den Wert 0 hätte und davon ausgehend -127 (Tiefpassfilter) und +127 (Hochpassfilter) einstellbar wäre. Zudem sollte ein Doppelklick auf den Regler besser zur neutralen 12-Uhr-Stellung führen, stattdessen wird hierdurch immer der Wert 40 eingestellt (also das Tiefpassfilter aktiviert).

DRY LEVEL regelt den Signalanteil des unbearbeiteten Audiosignals, je niedriger der Wert hier ist, desto feuchter wird das Signal. Er arbeitet somit anders als etwa der MIX-Regler beim BIGSKY, der das Mischungsverhältnis zwischen beiden Signalen definiert und auch komplett trockene Einstellungen erlaubt.

Praktischerweise verfügt auch DRY LEVEL über eine Lock-Funktion, dargestellt durch ein kleines Vorhängeschloss-Symbol, wird diese aktiviert, bleibt die Reglerstellung auch bei einem Wechsel des Presets erhalten und wird auch nicht mehr durch eine etwaige Parameterautomation beeinflusst. Solche Lock-Schalter finden sich auch bei den LEVEL-Reglern beider Delay-Einheiten, egal, welchen von den dreien man anklickt, die jeweils anderen zwei werden dadurch stets ebenfalls aktiviert bzw. deaktiviert (es hätte also im Prinzip auch ein einziger Lock-Schalter im Plugin ausgereicht…).

STRYMON DIG – Farbschema Pink

Kommen wir nun zu den beiden Delay-Einheiten selbst. Diese sind sehr ähnlich, aber nicht völlig identisch aufgebaut. Das DELAY 2 ist dabei dem DELAY 1 untergeordnet, zumindest in rhythmischer Hinsicht.

Bei DELAY 1 kann die Verzögerungszeit automatisch zum Host-Tempo synchronisiert (SYNC), per TIME-Regler frei von 20 bis 1600 Millisekunden eingestellt (FREE) oder mittels zweier hintereinander ausgeführter Mausklicks definiert werden (TAP). Wenn man sich in einem der beiden Modi SYNC oder TAP befindet, führt das Bewegen des TIME-Reglers automatisch zu einer Umschaltung in den Modus FREE.

In den Modi SYNC und TAP hat man Zugriff auf zeitliche Subdivisionen in Form von Notenwerten, diese reichen von einer ganzen Note bis hin zu einer 32tel Note, inklusive diverser punktierter und triolischer Zwischenwerte. Zu beachten ist, dass die Anzahl der verfügbaren Subdivisionen vom Host-Tempo abhängt, unterhalb von 150 BPM werden sukzessive einzelne Auswahlmöglichkeiten, beginnend mit den längeren Notenwerten ausgegraut, da sonst die maximal mögliche Verzögerungszeit von 1600 Millisekunden überschritten würde. Unterhalb von 5 BPM lässt sich überhaupt keine Subdivision mehr anwählen, aber das dürfte wohl allenfalls noch für Randgruppen relevant sein.

DELAY 2 verfügt ebenfalls über einen FREE-Modus, hier umfasst der Wertebereich jedoch 7 bis 2400 Millisekunden. Alternativ kann der TIME-Regler von DELAY 2 auch mittels LOCK TO D1 mit dem von DELAY 1 verknüpft werden, die beiden bewegen sich dann parallel, egal, welchen von ihnen man betätigt, dabei differieren aber trotz gleicher Reglerstellung die jeweiligen Verzögerungszeiten von DELAY 1 und DELAY 2, da beide ja über unterschiedliche Wertebereiche verfügen. Auch DELAY 2 verfügt über Subdivisionen, allerdings ist die Auswahl hier deutlich kleiner, da es sich dabei um Teiler des Tempos von DELAY 1 handelt.

Die Anzahl der Wiederholungen, also das Feedback, wird bei mit den REPEAT-Reglern eingestellt und reicht von einer einzelnen Wiederholung bis hin zu unendlichem Feedback (Vorsicht, hierbei können sich die Pegel mit der Zeit durchaus bis ins Clipping hochschaukeln“) Via LOCK-Funktion bei DELAY 2 lassen sich die Regler beider Einheiten auch koppeln.

Bei DELAY 1 finden sich noch zwei weitere kleine Funktionen, die sich stets auf beide Delay-Einheiten auswirken. Der Schalter mit dem Symbol einer liegenden 8 (CIRCULAR REPEATS) bewirkt bei Betätigung, dass die aktuellen Wiederholungen unabhängig von den Stellungen der REPEAT-Regler kontinuierlich bei gleicher Lautstärke weiterlaufen bis zur erneuten Betätigung, sozusagen eine Freeze-Funktion. Dieser Schalter lässt sich auch automatisieren, praktisch für spezielle Effekte innerhalb eines Tracks.

Der mit einem X markierte Taster (SINGLE REPEAT) bewirkt das genaue Gegenteil, er setzt auf Mausklick die Anzahl der Wiederholungen auf eine zurück, so als stelle man die REPEAT-Regler direkt auf Minimum. Dieser Taster lässt sich nicht automatisieren oder anderweitig fernsteuern, ich sehe seinen Einsatzzweck daher eher darin, beim Editieren des Plugins mal eben den Puffer zu leeren und so lange nachklingende Feedbacks zum Verstummen zu bringen, ohne dazu extra die REPEAT-Regler verstellen zu müssen.

Beide Einheiten verfügen noch über LEVEL-Regler für die Ausgangslautstärke des jeweiligen Delays, wie oben bereits erwähnt, lassen sich diese via LOCK-Funktion vor Veränderungen bei einem Preset-Wechsel oder durch Automationsdaten schützen.

Nachfolgend die Klangbeispiele, einmal mit dem alten virtuellen 808-Loop, den ich bereits früher für Delay-Tests verwendet habe und einmal mit einer ebenfalls virtuellen Stimme. Die ersten vier Takte des Loops sind trocken, danach sind zwölf verschiedene Presets zu hören:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/10/Klangbeispiel-STRYMON-DIG-Drumloop.mp3
Klangbeispiel STRYMON DIG – Drumloop

Unser altbekanntes BuenasIdeas-Speechie hat inzwischen ein Update erhalten und wurde in diesem Zuge auch gleich mal einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Der erste Durchlauf ist wieder trocken, anschließend folgen zwölf unterschiedliche Delay-Einstellungen:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/10/Klangbeispiel-STRYMON-DIG-Vox.mp3
Klangbeispiel STRYMON DIG – Vox

Nimm mich mit, Capistan, auf die Reise…

EL CAPISTAN emuliert im Gegensatz zu DIG ein analoges Bandecho, und als kleines Extra wurde zusätzlich noch die Nachahmung eines Spring-Reverbs integriert. Ich gehe mal davon aus, dass der Name ein spielerisches Kofferwort aus „El Capitan“ (eine berühmte Felsformation im kalifornischen Yosemite-Nationalpark) und „Capstan“ (die Andruckrolle bei einem Bandgerät) darstellt.

Auch dieses Plugin kommt mit Mono- und Stereosignalen klar. In der oberen Hälfte der Bedienoberfläche lässt sich der Typ der emulierten Bandmaschine auswählen, die entsprechende Konfiguration wird dann anschaulich visualisiert. Drei Typen stehen dabei zur Auswahl: SINGLE MOVING, SINGLE FIXED und MULTI FIXED.

STRYMON EL CAPISTAN – Subdivisions

Ebenso wie bei DIG gibt es auch bei EL CAPISTAN neben einer manuellen Einstellung der Verzögerungszeit in Millisekunden (FREE) wieder die Optionen SYNC und TAP, die eine Reihe von Notenwerten als Tempo-Teiler bieten. Welche davon tatsächlich verfügbar sind, hängt auch hier wieder vom Host-Tempo (bei zu schnellen oder zu langsamen Tempi werden unpassende Werte rot gefärbt und sind dann nicht mehr auswählbar), aber zudem auch vom gewählten Bandmaschinen-Typ.

STRYMON EL CAPISTAN – Machine Type: Single Moving

SINGLE MOVING stellt eine Bandmaschine mit je einem Aufnahme- und einem Abspielkopf dar. Der Abstand zwischen diesen beiden bestimmt die Verzögerungszeit und kann im FREE-Modus über den TIME-Regler durch Verschieben des Aufnahmekopfes (R) mit der Maus eingestellt werden.

Zusätzlich hat man die Auswahl zwischen einfacher (NORMAL) und doppelter (FAST) Geschwindigkeit. NORMAL bietet Verzögerungszeiten von 50 bis 1500 Millisekunden, während es bei FAST 25 bis 750 Millisekunden sind.

STRYMON EL CAPISTAN – Machine Type: Single Fixed

SINGLE FIXED weist einen Aufnahme- sowie drei Abspielköpfe mit festen Positionen auf (HEAD 1 bis 3), von denen aber nur der jeweils ausgewählte aktiv sein kann. Die Auswahl erfolgt entweder mit dem virtuellen Drehschalter oder durch direktes Klicken auf den gewünschten Abspielkopf.

Bei HEAD 1 reicht die Verzögerungszeit von 75 bis 375 Millisekunden, HEAD 2 sind es 225 bis 1125 Millisekunden und bei HEAD 3 umfasst der Regelbereich 300 bis 1500 Millisekunden.

STRYMON EL CAPISTAN – Machine Type: Multi Fixed

MULTI FIXED kann ebenfalls mit einem Aufnahme- und drei Abspielköpfen aufwarten, hier sind jedoch mehrere Abspielköpfe für Multi-Tap-Echos gleichzeitig aktiv. Folgende Kombinationen stehen dabei zur Auswahl via Drehschalter oder per Mausklick auf die Abspielköpfe: HEAD 1 + 2, HEAD 2 + 3, HEAD 1 + 3 sowie HEAD 1 + 2 + 3.

Hinsichtlich der Verzögerungszeit hat HEAD 1 einen Regelbereich von 60 bis 300 Millisekunden, HEAD 2 von 120 bis 600 Millisekunden und HEAD 3 von 180 bis 900 Millisekunden, der relative Abstand der drei Abspielköpfe zueinander ist dabei stets gleich.

Die untere Hälfte der Bedienoberfläche beherbergt acht virtuelle Drehregler nebst einigen Schaltflächen. REPEATS regelt wie auch schon bei DIG die Anzahl der Echowiederholungen im Bereich von eins bis unendlich. Auch die beiden Funktionen SINGLE REPEAT und INIFITE REPEATS (entspricht dem CIRCULAR REPEATS bei DIG) machen exakt dasselbe, wie oben beschrieben, deshalb erspare ich mir hier eine erneute Erklärung.

SPRING blendet die integrierte Federhall-Emulation hinzu, die ansonsten keinerlei Editiermöglichkeiten besitzt. Das eingestellte Mischungsverhältnis kann bei Bedarf mittels LOCK-Funktion bewahrt werden. Ich muss gestehen, dass mich dieses Spring-Reverb klanglich ziemlich überrascht, und zwar im positiven Sinne. Es klingt in meinen Ohren ausgesprochen gut und realistisch. Vor allem auf elektronischen Drums macht es sich sehr gut. Ich kann mir daher gut vorstellen, dieses Reverb auch ganz alleine, also ohne die Delay-Funktion, einzusetzen. Klasse!

MIX regelt das Mischungsverhältnis von trockenem und verzögerten Signal und erlaubt, anders als DRY LEVEL bei DIG, auch ein komplett trockenes Signal, sinnvoll etwa, wenn man tatsächlich nur das Spring-Reverb benutzen möchte. Laut Manual befindet sich das 50/50-Verhältnis auf der 3-Uhr-Position, das entspricht einem numerischen Wert von 230.

Auch hier gibt es eine LOCK-Funktion, die kurioserweise stets mit der beim SPRING-Regler gekoppelt ist. Egal, welche der beiden Schaltflächen man betätigt, es reagieren immer beide gleichzeitig. Warum man dafür nicht einfach bloß einen einzigen Schalter zwischen SPRING und MIX platziert hat, wissen wohl nur die Entwickler. Doppelt hält besser…;-)

Die fünf verbleibenden Regler in der untersten Reihe dienen dem Einstellen diverser Parameter der virtuellen Bandmaschine. WOW & FLUTTER bringt simulierte Gleichlaufschwankungen ins Spiel. In Minimalstellung entspricht dies einer perfekt eingestellten Maschine, je weiter man den Regler aufdreht, umso mehr Modulationen kommen hinzu, in Maximalstellung klingt es dann nach einer Maschine, die dringend mal zum Service müsste.

TAPE CRINCLE regelt die Intensität diverser Unregelmäßigkeiten des virtuellen Bandmaterials, etwa durch Reibung, Knicke und Falten, Klebestellen oder Verunreinigungen. Man kann hier stufenlos zwischen einem frischen und einem durchgenudelten Tonband wählen.

LOW END CONTOUR definiert den Anteil der Bassfrequenzen der Echo-Wiederholungen, je weiter der Regler aufgedreht wird, desto stärker findet eine Hochpassfilterung statt.

TAPE AGE stellt das Alter des virtuellen Bandmaterials in Bezug auf seinen Frequenzgang ein. Je länger ein Tonband benutzt und je häufiger es überspielt wird, desto geringer wird seine Bandweite, resultierend in einem zunehmend dumpferen Klang.

TAPE BIAS schließlich ist für die emulierte Vormagnetisierung zuständig. Niedrige Reglerwerte resultieren in saubereren Echos sehr viel Headroom, während höhere die Lautstärke der Echos reduzieren und dreckig klingendere Wiederholungen aufgrund des eingeschränkteren Headrooms erzeugen.

Natürlich habe ich auch EL CAPISTAN auf den Drumloop und die Stimme losgelassen, auch hier sind die ersten Durchläufe wieder unbearbeitet, gefolgt von jeweils zwölf verschiedenen Bearbeitungen:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/10/Klangbeispiel-STRYMON-EL-CAPISTAN-Drumloop.mp3
Klangbeispiel STRYMON EL CAPISTAN – Drumloop
https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/10/Klangbeispiel-STRYMON-EL-CAPISTAN-Vox.mp3
Klangbeispiel STRYMON EL CAPISTAN – Vox

Zum Abschluss gibt es noch ein kleines Klangbeispiel, in dem nur das Spring-Reverb zum Einsatz kommt, und zwar auf einem recht einfältigen, aus drei Sounds bestehenden Drum-Pattern. Die ersten vier Takte sind trocken und die zweiten vier Takte in reichlich Reverb getaucht:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/10/Klangbeispiel-STRYMON-EL-CAPISTAN-Spring-Reverb.mp3
Klangbeispiel STRYMON EL CAPISTAN – Spring Reverb

Fazit:

Die beiden Kandidaten im ECHO PLUGIN BUNDLE wissen zu gefallen, zumindest mir, der sich hier einmal mehr als passionierter Delay-Fanboy outet. Die Klangqualität sowohl von DIG als auch von EL CAPISTAN ist ausgezeichnet, über jeden Zweifel erhaben.

Dabei ist der strukturelle und klangliche Ansatz beider Delays so unterschiedlich, dass sie nicht miteinander in Konkurrenz treten, sondern sich vielmehr gegenseitig gut ergänzen. Je nach Einsatzzweck empfiehlt sich mal das eine und mal das andere Plugin.

Wenn ich persönlich mich für eines der beiden Delays im Bundle entscheiden müsste (das muss ich zum Glück aber nicht), dann würde meine Wahl wohl auf EL CAPISTAN fallen, einfach weil ich diesen spacigen Bandecho-Sound mag und mir auch das integrierte Spring-Reverb ausgesprochen gut gefällt. Nichtsdestotrotz vermag auch DIG seine Trümpfe auszuspielen und hat einige Dinge in petto, die man mit EL CAPISTAN nicht hinbekommt.

Natürlich könnte man sich immer noch mehr zusätzliche Features wünschen, die die beiden noch flexibler machen würden, aber vergessen wir an dieser Stelle nicht, dass es sich hierbei um Emulationen handelt, die sich an den grundsätzlichen Vorgaben der Hardware orientieren (wir verlangen von einem MINIMOOG-Plugin auch keine Wavetable-Oszillatoren oder Multi-Stage-Envelopes bei einer 303-Emulation…).

Ob man angesichts der zahlreichen vorhanden, teilweise kostenlos erhältlichen Delay-Plugins nun tatsächlich noch ein bzw. zwei neue Vertreter benötigt, überlasse ich Eurer eigenen Entscheidung, mein Delay-Plugin-Ordner jedenfalls ist bereits gut gefüllt und dennoch ist dort stets Platz für interessante Neulinge, zu denen ich DIG und EL CAPISTAN unbedingt hinzuzähle.

In STRYMON’s eigenem Webshop werden DIG und EL CAPISTAN für jeweils 79,- US-Dollar angeboten, für beide gemeinsam im ECHO PLUGIN BUNDLE zahlt man gerade mal 20,- USD mehr, also 99,- USD. Der Haken bei der Sache ist nur der, dass man dort Pedale und Plugins nur als Einwohner der USA oder Canadas einkaufen kann (lediglich Ersatzteile werden auch international angeboten). Außerhalb dieser beiden Länder muss man einen der aufgelisteten Reseller bemühen, im Falle von Deutschland ist das THOMANN, bei dem das Bundle 105,- Euro kostet (DIG und EL CAPISTAN sind dort einzeln für 82,- Euro zu haben).

Wer die beiden Plugins vor einem Kauf gerne selbst testen möchte, der kann dies mittels der sieben Tage lang lauffähigen Demoversionen tun (auch hierbei kommt ILOK zum Einsatz), die bei STRYMON erhältlich sind.


Positives:
+ sehr hohe Klangqualität
+ authentisches Spring-Reverb (EL CAPISTAN)
+ leicht erlernbare Bedienung
+ CPU-freundlich
+ rechnerbasierte ILOK-Autorisierung möglich

Negatives:
– keine plugin-interne Preset-Verwaltung
– unpraktischer Regelbereich des TONE-Reglers (DIG)


Produktwebseiten:
https://www.strymon.net/product/echo-plugin-bundle/
https://www.strymon.net/product/dig-plugin/
https://www.strymon.net/product/el-capistan-plugin/

Verkaufsseite bei THOMANN:
https://www.thomann.de/de/strymon_echo_plugin_bundle.htm

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